Mini-Autos erobern London: Revolution im innerstädtischen Verkehr?

IStock.com/ Yevhen Smyk

In West-London startet ein Pilotprojekt, das den städtischen Verkehr nachhaltig verändern könnte. Zehn knallgelbe, elektrische Mini-Autos – Yo-Go Carts – sind in Fulham bereits seit einigen Monaten per App zur Miete verfügbar. Für nur 24 Cent pro Minute können Anwohner ein Fahrzeug nutzen, das in puncto Umweltfreundlichkeit und Flexibilität viel zu bieten hat.

Ein neues Verkehrskonzept für kurze Strecken

Samuel Bailey, Erfinder und Mitgründer der Yo-Go-Carts, betont: Zwei Drittel aller Autofahrten in London verlaufen über Distanzen von weniger als fünf Kilometern. Diese kurzen Strecken, etwa für Schulwege, Einkäufe oder Besorgungen, verursachen einen großen Teil der Emissionen und tragen zur Verkehrsverdichtung bei. Mit dem Yo-Go Cart soll ein Verkehrsmittel geschaffen werden, das die Vorteile eines Autos bietet, gleichzeitig aber energiesparender und emissionsärmer ist als herkömmliche Fahrzeuge.

Fahrspaß und Sicherheit vereint

Die Mini-Autos ähneln robusten Golfcarts, verfügen über ein Lenkrad, Pedale für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt sowie einen leicht bedienbaren Schalthebel. Trotz einer maximalen Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde – bedingt durch Londons Tempolimits – vermittelt das offene Design ein dynamisches Fahrgefühl. Nutzer berichten von einem besonderen Fahrspaß und sogar von einer Art Prominenz, da sie oft bevorzugt behandelt werden und kleine, aber markante Fahrzeuge steuern, die in der Masse des städtischen Verkehrs nicht übersehen werden.

Praktisch und platzsparend

Ein großer Vorteil der Yo-Go Carts ist ihre kompakte Bauweise. Sie passen selbst in kleinste Parklücken – ein entscheidendes Plus in einer Stadt, in der Parkraum Mangelware ist. In Fulham wird zudem das Parken der Carts kostenlos angeboten, was das System zusätzlich attraktiv macht. Während einige Anwohner befürchten, dass die Mini-Autos das ohnehin knappe Parkangebot weiter reduzieren, ist Bailey überzeugt: Durch die geringere Stellfläche der Carts könnten letztlich mehr Parkplätze freigegeben werden, sobald weniger herkömmliche Fahrzeuge unterwegs sind.

Blick in die Zukunft

Der Erfolg des Pilotprojekts in Fulham macht den Weg frei für eine Ausweitung. Mit aktuell rund 4.000 App-Anmeldungen und einer täglichen Nutzung von zwei bis drei Fahrten pro Fahrzeug könnte das Angebot noch stark wachsen. Bailey plant, die Flotte in diesem Jahr auf 50 Fahrzeuge zu erweitern und das Konzept in weiteren Londoner Bezirken sowie in anderen britischen Städten einzuführen. Langfristig träumt er von einer europaweiten Verbreitung, auch wenn in manchen Städten höhere Tempolimits als in London eine Herausforderung darstellen könnten.

Die Yo-Go Carts bieten eine innovative Lösung für den innerstädtischen Verkehr, indem sie Kurzstrecken mobilisieren, den Parkraummangel entschärfen und zugleich umweltfreundlich agieren. Ob sie letztlich den Verkehr in London revolutionieren, hängt von weiteren Entwicklungen und der Akzeptanz der Nutzer ab – ein Experiment, das mit Spannung verfolgt wird.

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