Seit dem Embargo auf russisches Öl kämpft Schwedt mit einer ungewissen Zukunft. Die Stadt, deren wirtschaftliches Herzstück die PCK-Raffinerie ist, steht vor einer gigantischen Herausforderung: Was passiert, wenn das Öl-Geschäft endgültig stirbt?
Ein Zukunftscamp – aber keine Zukunft?
Mit großen Visionen wird versucht, Hoffnung zu schaffen. Das „Neue Camp“, ein frisch renoviertes DDR-Bauwerk, soll als Schmiede für Ideen dienen. Co-Working-Spaces, Glasfronten, WLAN – doch was nützt moderne Infrastruktur, wenn der große Plan fehlt? Bei Zukunftswerkstätten und Konferenzen wird diskutiert, doch die entscheidende Frage bleibt: Was passiert mit den 1.200 Fachkräften der Raffinerie, wenn der größte Arbeitgeber wegbricht?
Das Embargo lässt Schwedt straucheln
Bis Ende 2022 floss russisches Öl durch die Pipeline – billig, verlässlich, optimal für die PCK-Raffinerie ausgelegt. Seit dem Embargo muss die Raffinerie einen teuren Mix aus Rohölsorten einkaufen. Die chemische Zusammensetzung passt nicht, die Effizienz leidet, die Kosten steigen. Die Folge: Unsicherheit, sinkende Steuereinnahmen und eine ungewisse Perspektive.
Wasserstoff als Rettung? Fehlanzeige!
Schwedt soll zur „Wasserstoffdrehscheibe“ werden – doch die Realität sieht anders aus. Geplant ist ein großer Elektrolyseur, um den Energieträger Wasserstoff herzustellen. Doch abgesehen von Konzepten gibt es kaum Fortschritte. Das größte Problem: Es gibt keine Wirtschaftlichkeit! Geschäftsführer Ralf Schairer macht es deutlich: „Im Moment ist das regulatorische Umfeld so, dass es keine Wirtschaftlichkeit für unseren großen Elektrolyseur gibt.“ Übersetzt heißt das: Ohne Abnehmer und passende Förderung bleibt die Vision eine Luftnummer.
Blockierte Zukunft durch unklare Eigentümer
Auch die Eigentumsverhältnisse des PCK sind eine riesige Hürde. Mehr als die Hälfte der Anteile gehören dem russischen Ölkonzern Rosneft – allerdings verwaltet die Bundesregierung diese aktuell treuhänderisch. 37,5 Prozent gehören Shell, die ihre Anteile verkaufen wollen – allerdings findet sich unter den aktuellen Bedingungen kein Käufer. Das bedeutet: Großinvestitionen sind blockiert, denn ohne klare Eigentümer fehlen langfristige Entscheidungen und dringend nötige Investitionen.
Wird das Embargo gekippt?
Ein Ende des Embargos könnte die Attraktivität des PCK wieder erhöhen. Mehr Profit für die Raffinerie könnte neue Investoren anlocken – die dann vielleicht wirklich Geld in Dinge wie Wasserstoff stecken. Doch ob die Bundesregierung das Embargo lockert, bleibt hochgradig ungewiss.
Viel Gerede, wenig Fortschritt
Schwedt braucht mehr als schöne Sitzsäcke mit „Platz für Ideen“ – es braucht eine handfeste Strategie. Doch bislang gibt es viel Gerede, aber wenig echte Fortschritte. Die Stadt steht sinnbildlich für Deutschlands Herausforderung im Energiesektor: Der Wandel ist da – aber die Lösung noch lange nicht.