Die künftige Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD plant ein milliardenschweres Infrastrukturprogramm. Neben Straßen, Brücken und dem Schienenverkehr soll ein erheblicher Teil des Geldes auch in den Ausbau des Stromnetzes fließen. Während bisher nur vage dreistellige Milliardenbeträge als Sondervermögen im Raum stehen, fehlen noch detaillierte Pläne zur konkreten Mittelverwendung.
Der Netzausbau hinkt hinterher
Der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland schreitet voran, doch die Infrastruktur kann kaum Schritt halten. Besonders problematisch ist die Verbindung zwischen den Windkraftregionen im Norden und den Industriezentren im Süden. Überschüssiger Windstrom kann nicht in ausreichendem Maße dorthin transportiert werden, wo er gebraucht wird.
Die Folge: Trotz eines hohen Anteils erneuerbarer Energien im Netz müssen Kohle- und Gaskraftwerke einspringen, weil der grüne Strom nicht effizient verteilt werden kann. Der Ausbau neuer Hochspannungsleitungen und Speicherlösungen ist daher essenziell, um das volle Potenzial der Energiewende auszuschöpfen.
Europa setzt auf grenzüberschreitenden Stromhandel
Nicht nur Deutschland steht vor dieser Herausforderung – auch in Europa ist der Netzausbau ein zentrales Thema. Grenzüberschreitende Stromleitungen sind entscheidend, um Angebot und Nachfrage besser auszugleichen. Länder mit einem Energieüberschuss können ihre Kapazitäten an Nachbarstaaten weitergeben, während Regionen mit hohem Verbrauch von günstigerem Strom profitieren.
Ein stabiler europäischer Strommarkt sorgt nicht nur für eine zuverlässige Energieversorgung, sondern auch für langfristig niedrigere Preise. Doch damit das funktioniert, müssen EU-Staaten in den Ausbau der grenzüberschreitenden Netze investieren.
Stromnetz-Aktien als neue Investmentchance?
Während viele Anleger in erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie investieren, sehen einige Finanzexperten größere Chancen im Netzausbau. Denn Stromnetze sind unabhängig von der Energiequelle – sie transportieren sowohl fossilen als auch erneuerbaren Strom.
Patrick Vogel, Fondsmanager bei TBF Global Asset Management, hält Unternehmen im Bereich der Energieinfrastruktur für besonders vielversprechend. „Der Strombedarf wird in den kommenden Jahren massiv steigen, nicht nur durch die Energiewende, sondern auch durch den steigenden Einsatz künstlicher Intelligenz und Rechenzentren“, so Vogel.
Besonders in den USA wächst der Energiehunger rasant, da KI-Systeme enorme Rechenleistung benötigen. Das macht Investitionen in Stromnetze zu einer stabilen und langfristig attraktiven Anlage.
Eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft
Die kommenden Jahre werden darüber entscheiden, ob Deutschland und Europa ihre Stromnetze fit für die Zukunft machen können. Der Bedarf ist klar – die Herausforderung liegt in der Umsetzung.
Mit dem geplanten Sondervermögen der Bundesregierung könnte ein wichtiger Schritt gelingen. Entscheidend wird sein, ob die Mittel effizient eingesetzt werden und Bürokratie den Ausbau nicht weiter verzögert. Nur mit einer starken Energieinfrastruktur kann die Energiewende gelingen – und der Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig gesichert werden.