Energiewende schafft Arbeitsplätze – doch Fachkräftemangel bremst das Wachstum

IStock.com/LeonidKos

Deutschland ist Vorreiter bei der Energiewende und hat 2024 so viel Windenergiekapazität neu installiert wie kein anderes Land in Europa. Kritiker befürchten, dass der Umstieg auf klimaneutrale Energie der Wirtschaft schadet. Doch eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt das Gegenteil: Die Energiewende schafft zahlreiche neue Arbeitsplätze – gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Mehr als doppelt so viele Jobs wie 2019

Während im Jahr 2019 noch 173.000 Stellen im Bereich der erneuerbaren Energien ausgeschrieben waren, ist diese Zahl 2024 auf 372.500 gestiegen. Das entspricht knapp vier Prozent aller offenen Stellen in Deutschland. Besonders bemerkenswert ist dieser Anstieg, da in anderen Industriezweigen gleichzeitig Arbeitsplätze abgebaut werden.

Die Solarbranche hat den größten Fachkräftebedarf: Die Zahl der offenen Stellen stieg von 41.500 im Jahr 2019 auf 102.000 im Jahr 2024 – eine mehr als doppelte Zunahme. Auch die Windenergiebranche verzeichnet starkes Wachstum und sucht aktuell rund 53.000 neue Mitarbeiter.

Netzinfrastruktur und Energiespeicher als Jobmotor

Interessanterweise liegt der größte Bedarf an Arbeitskräften nicht bei der Installation und Wartung von Solaranlagen und Windkraftwerken, sondern im Bereich der Netzinfrastruktur und Energiespeicher. Hier hat sich die Anzahl der ausgeschriebenen Stellen in den letzten sechs Jahren verfünffacht.

„Ohne den Ausbau der Infrastruktur kommt die Energiewende nicht voran. Das ist eine Frage der Resilienz, wenn wir uns noch stärker unabhängig machen wollen von Gas und Öl“, heißt es in der Studie.

Fachkräftemangel als große Herausforderung

Trotz der positiven Jobentwicklung gibt es eine Hürde: den Fachkräftemangel. Laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) gehören fünf der zehn für die Energiewende essenziellen Berufe zu den sogenannten Engpassberufen – das heißt, es gibt nicht genug qualifizierte Bewerber.

Viele Unternehmen öffnen sich deshalb zunehmend für Quereinsteiger. Diese Entwicklung zeigt, dass die Energiewende nicht nur technologische Innovationen, sondern auch einen Wandel auf dem Arbeitsmarkt mit sich bringt.

Die nächsten Jahre werden entscheidend sein. Mit dem Rekord an neuen Windkraftgenehmigungen im Jahr 2024 dürfte der Bedarf an Fachkräften weiter steigen. Die Frage bleibt: Kann der Arbeitsmarkt mit dem Tempo der Energiewende mithalten?

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