Die künftige Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD plant ein milliardenschweres Infrastrukturprogramm. Neben Straßen, Brücken und dem Schienenverkehr soll auch das Stromnetz modernisiert und erweitert werden. Bislang sind lediglich dreistellige Milliardenbeträge im Gespräch, jedoch fehlen detaillierte Pläne zur Mittelverwendung.
Dringender Bedarf für den Netzausbau
Ein großer Engpass besteht derzeit im deutschen Stromnetz. Die Diskrepanz zwischen den Windkraftregionen im Norden und den energieintensiven Industriestandorten im Süden sorgt für Ineffizienzen. Der erzeugte Windstrom kann nicht immer dorthin transportiert werden, wo er benötigt wird. Dies liegt vor allem daran, dass der Netzausbau nicht mit dem Fortschritt der erneuerbaren Energien Schritt hält.
Darüber hinaus ist der grenzüberschreitende Stromtransfer innerhalb Europas essenziell, um Schwankungen auszugleichen und durchschnittlich niedrigere Strompreise zu gewährleisten. Ein funktionierender europäischer Strommarkt setzt jedoch voraus, dass die Stromnetze weiter ausgebaut und modernisiert werden. In den kommenden Jahren sind daher erhebliche Investitionen in die Energieinfrastruktur zu erwarten.
Netzbetreiber als Profiteure des Ausbaus
Während Aktien aus den Bereichen Windkraft und Solarenergie stark schwanken können, sehen einige Investoren in Netzbetreibern eine stabilere Anlageoption. Der Grund: Unabhängig davon, ob der Strom aus erneuerbaren oder fossilen Quellen stammt, muss er über das Netz transportiert werden. Zudem wird der Stromverbrauch weiter steigen, insbesondere durch den zunehmenden Bedarf an Rechenkapazität für künstliche Intelligenz. Besonders in den USA ist dieser Trend stark ausgeprägt.
Handelskonflikte als Bremsklotz?
Ein unerwarteter Faktor, der den Netzausbau verteuern könnte, ist die Handelspolitik der USA. US-Präsident Donald Trump hat Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko eingeführt. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Stromnetzinfrastruktur, da ein Großteil der in den USA verbauten Stromtransformatoren aus Mexiko stammt. Mexiko ist nach China und den USA der weltweit drittgrößte Produzent dieser wichtigen Bauteile, die unter anderem in Umspannwerken zum Einsatz kommen.
Fondsmanager Patrick Vogel von TBF Global Asset Management sieht in dieser Entwicklung eine potenzielle Kostensteigerung für den Netzausbau. „Transformatoren sind ein zentraler Flaschenhals. Durch die Zölle dürften sich die Kosten weiter erhöhen, aber die genaue Dimension lässt sich derzeit noch nicht abschätzen“, so Vogel.
Der Ausbau des Stromnetzes ist nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa von entscheidender Bedeutung. Ohne leistungsfähige Netze kann die Energiewende nicht erfolgreich umgesetzt werden. Die geplanten Milliardeninvestitionen der Bundesregierung sind daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie sich geopolitische Entwicklungen und Handelskonflikte auf die Kosten und die Umsetzung des Netzausbaus auswirken werden.