Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach zeigt, dass 60 Prozent der Deutschen den klimafreundlichen Umbau des Energiesystems für notwendig halten. Nur 15 Prozent sind anderer Meinung. Die Befragung, die im Rahmen des Projekts „Werkstatt des Wandels“ unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier durchgeführt wurde – in Auftrag gegeben von der BMW Foundation Herbert Quandt und dem Fraunhofer Institut – liefert einen differenzierten Blick auf die Stimmung in Deutschland.
Rückläufige Sorge um den Klimawandel
Interessanterweise hat sich die Besorgnis über die zunehmende Erderwärmung in den letzten Jahren deutlich verringert. Während 2019 noch 51 Prozent der Befragten große Sorgen äußerten, sind es mittlerweile nur noch 36 Prozent. Experten vermuten, dass die geopolitischen Ereignisse – insbesondere Russlands Angriff auf die Ukraine – den Fokus der Bevölkerung auf Themen wie äußere und innere Sicherheit, wirtschaftliche Entwicklung, Energieversorgung und Migration verschoben haben.
Chancen und Risiken im Blick
Trotz der breiten Zustimmung zur Energiewende sieht ein signifikanter Anteil der Bevölkerung auch Risiken. So empfinden 35 Prozent den Umbau des Energiesystems als riskanter als chancenreich, während 26 Prozent von den Chancen mehr überzeugt sind. Für 27 Prozent gleichen sich Risiken und Chancen aus. Diese Skepsis wird vor allem durch die Befürchtung genährt, dass die Energieversorgung infolge der Umstellung gefährdet werden könnte.
Zudem haben sich die Erwartungen an die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien gewandelt: Nur noch 22 Prozent glauben, dass Deutschland hier eine führende Rolle einnehmen wird – ein Rückgang gegenüber 47 Prozent im Jahr 2016. Ähnliche Bedenken zeigen sich auch bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Folgen der Energiewende. So befürchten 36 Prozent, dass Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verliert, und ein Drittel der Befragten rechnet mit Arbeitsplatzverlusten.
Veränderte Landschaft und alternative Ansätze
Ein weiterer Diskussionspunkt ist der Einfluss der Energiewende auf das Landschaftsbild: Zwei Drittel der Befragten erwarten gravierende Veränderungen durch Windräder und neue Stromleitungen. Interessanterweise stört sich jedoch nur rund jeder Dritte an diesen Veränderungen, während knapp die Hälfte sie kaum oder gar nicht als störend empfindet. Zudem spricht sich 43 Prozent der Umfrageteilnehmer für einen Wiedereinstieg in die Kernkraft aus, um die Energieversorgung zu sichern.
Die Umfrageergebnisse machen deutlich: Obwohl die Mehrheit der Menschen in Deutschland den klimafreundlichen Umbau des Energiesystems grundsätzlich unterstützt, bestehen zugleich ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Risiken und Herausforderungen, die mit der Energiewende einhergehen. Die Diskussion um die Chancen und Gefahren des Transformationsprozesses wird daher auch in Zukunft ein zentrales Thema in der politischen und gesellschaftlichen Debatte bleiben.