Das Jahr 2024 markiert einen bedeutenden Meilenstein in der deutschen Stromerzeugung: Erstmals wurden mehr als 275 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen. Dies entspricht einem Anteil von fast 63 Prozent am gesamten Strommix und stellt einen neuen Rekord dar, wie Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigen. Parallel dazu sank die Stromproduktion aus fossilen Energieträgern auf das niedrigste Niveau seit den 1950er Jahren. Dieser Trend ist essenziell, um das politische Ziel von 80 Prozent erneuerbarer Stromerzeugung bis 2030 zu erreichen.
Schwankungen durch Wetter und Jahreszeiten
Der Anteil erneuerbarer Energien variiert täglich, da er stark von Wetterbedingungen und Jahreszeiten abhängt. Im Sommer liefert die Solarenergie aufgrund der langen Sonnenscheindauer einen erheblichen Beitrag zur Stromversorgung. Im Winter hingegen ist die Windkraft dominanter, da stärkere Winde die Stromproduktion der Windräder antreiben. An besonders windreichen Tagen kann die Windkraft mehr als die Hälfte des Strombedarfs decken.
Stromimporte steigen wegen hoher Inlandspreise
Trotz der positiven Entwicklung bei den erneuerbaren Energien steigt die Menge des importierten Stroms. Stromanbieter in Deutschland beziehen zunehmend Energie aus Nachbarländern, da der Betrieb heimischer Kohle- und Gaskraftwerke oft kostspieliger ist. Besonders in den Wintermonaten stammen diese Importe aus Ländern wie Dänemark, Norwegen, Frankreich und Schweden. Laut Schätzungen waren zuletzt etwa 55,7 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms erneuerbar, wobei Windkraft 36,2 Prozent und Solarenergie 8,7 Prozent ausmachten. Fossile Energien wie Kohle und Gas lieferten 43,8 Prozent.
Windkraft-Ausbau stockt, Solarenergie boomt
Trotz der hohen Bedeutung der Windenergie für die Energiewende ist der Ausbau neuer Windkraftanlagen in Deutschland ins Stocken geraten. Während 2017 noch 6,1 Gigawatt neu installiert wurden, waren es 2024 nur etwa drei Gigawatt. Dies liegt unter den Zielvorgaben der Bundesregierung, die mehr als acht Gigawatt geplant hatte. Experten sehen komplexe Genehmigungsverfahren als Haupthindernis, allerdings wurde 2023 eine Rekordzahl neuer Anlagen genehmigt. Sollte dieser Trend anhalten, könnten die Ausbauziele bis 2030 doch noch erreicht werden.
Ein deutlich besseres Bild zeigt sich bei der Solarenergie. Hier wurde das gesetzliche Ausbauziel von 13 Gigawatt für 2024 mit fast 16 Gigawatt deutlich übertroffen. Bereits Ende Mai war das geplante Ausbauziel erreicht. Der Trend zeigt weiter nach oben: Ab 2026 sollen jährlich 22 Gigawatt an neuer Solarleistung hinzukommen.
Deutschland als Stromimporteur
Interessanterweise war Deutschland im Januar 2024 Nettoimporteur von Strom. Insgesamt wurden 41,7 Terawattstunden Strom im Inland produziert und zusätzlich 0,48 Terawattstunden importiert. 68,8 Prozent dieses importierten Stroms stammten aus erneuerbaren Quellen, 14,6 Prozent aus fossilen Energieträgern und weitere 14,6 Prozent aus Atomkraftwerken.
Langfristige Entwicklung: Mehr erneuerbare Energien, weniger fossile Energie
Seit 2002 ist der Anteil fossiler Energieträger an der deutschen Stromerzeugung kontinuierlich gesunken. Das Jahr 2020 markierte dabei einen wichtigen Meilenstein, als der fossile Anteil auf 35 Prozent sank. In den Folgejahren schwankte dieser Wert leicht, bis 2023 eine erneute Trendwende eingeleitet wurde: Weniger Strom aus fossilen Quellen, das Ende der Atomenergie und ein wachsender Anteil erneuerbarer Energien. Inzwischen ist Windkraft die wichtigste Energiequelle in Deutschland und hat die Kohle als größten Stromlieferanten abgelöst.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien bleibt essenziell, um die Klimaziele zu erreichen und langfristig eine nachhaltige Energieversorgung zu sichern. Während der Boom der Solarenergie Hoffnung gibt, bleibt der schleppende Ausbau der Windkraft eine der größten Herausforderungen der deutschen Energiewende.