Die deutsche Stahlindustrie steckt in einer tiefen Krise. Hohe Energiepreise, wachsende Konkurrenz aus Asien und der notwendige Umstieg auf klimafreundliche Produktionsmethoden stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Besonders betroffen ist ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt, wo die Entscheidung für eine nachhaltige Transformation noch aussteht.
Steigende Strompreise bedrohen die Stahlproduktion
Im Dezember 2024 musste ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt die Produktion im Warmwalzwerk zeitweise stoppen. Grund waren extreme Strompreise, die in Spitzenzeiten über 850 Euro pro Megawattstunde betrugen. Dies machte den Betrieb in diesen Stunden unrentabel. Das Unternehmen sah sich gezwungen, Aggregate abzuschalten und teilweise die selbst erzeugte Energie zu verkaufen, anstatt sie für die Stahlproduktion zu nutzen.
Transformation zur klimaneutralen Produktion
ArcelorMittal plant, die Stahlerzeugung in Eisenhüttenstadt zukünftig ohne Koks in Elektro-Öfen umzusetzen. Hierfür gibt es bereits eine Förderzusage vom Bund in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Doch die finale Entscheidung für diese Investition steht noch aus. Neben der noch nicht abgeschlossenen technischen Entwicklung der neuen Produktionsanlagen spielen auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Der geplante Umstieg würde den Energiebedarf des Werkes drastisch erhöhen, da die bisher aus Hochofen-Abgasen erzeugte Energie wegfallen würde. Die derzeit hohen Strompreise stellen somit ein erhebliches Risiko dar.
Unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die finanzielle Lage des Standorts Eisenhüttenstadt war im vergangenen Jahr stabil, mit guter Produktivitätsauslastung und ausreichenden Aufträgen. Auch für das erste Halbjahr 2025 sind die Produktionskapazitäten weitgehend ausgelastet. Dennoch bleibt die Unsicherheit groß. Die energieintensive Industrie sieht sich in Deutschland nach wie vor mit Stromkosten konfrontiert, die etwa zweieinhalb Mal so hoch sind wie vor der Energiekrise. Unternehmen wie ArcelorMittal fordern daher, dass der Strompreis auf das Vorkrisenniveau von 50 bis 55 Euro pro Megawattstunde zurückkehrt, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Zukunftsperspektiven der deutschen Stahlindustrie
Die Transformation zur CO2-neutralen Stahlproduktion ist unumgänglich, doch die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Neben der technischen Machbarkeit sind politische Entscheidungen zur Energiepreisgestaltung und Wirtschaftsförderung entscheidend. Ohne verlässliche und bezahlbare Strompreise droht eine Abwanderung der Produktion in Länder mit besseren wirtschaftlichen Bedingungen.
Die Zukunft von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt und der gesamten deutschen Stahlindustrie hängt somit von entscheidenden politischen und wirtschaftlichen Weichenstellungen ab. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Branche die notwendige Transformation stemmen kann oder ob Standortnachteile den Strukturwandel weiter erschweren.