Bayerns verpasste Chance? Warum die Wärmewende jetzt Mut braucht

Istock.com/Sinenkly

Während die Energiepolitik auf Bundesebene weiterhin zwischen Reformen und Rücknahmen schwankt, stehen Bayerns Kommunen und Hausbesitzer vor einer klaren Herausforderung: Die Wärmewende braucht Investitionen – und zwar jetzt. Doch anstatt den Ausbau nachhaltiger Heizsysteme voranzutreiben, dominiert Unsicherheit. Das zeigt sich nicht nur beim umstrittenen Heizungsgesetz, sondern auch bei der ungenutzten Geothermie-Power im Süden des Landes.

Milliarden für Öl oder Milliarden für die Zukunft?

Die Rechnung ist eigentlich einfach. Entweder bleibt man abhängig von teurem Gas und Öl – mit all den geopolitischen Risiken, die sich nach dem Ukraine-Krieg und der unsicheren Lage in den USA erneut zeigen. Oder man nutzt Bayerns eigene Energiequellen und investiert in nachhaltige Lösungen wie Geothermie und Fernwärme.

In der Theorie ist Bayern perfekt aufgestellt: 40 Prozent des gesamten Wärmebedarfs könnte durch Erdwärme gedeckt werden. Doch die Realität sieht anders aus. Bisher liegt der Anteil unter einem Prozent. Die Staatsregierung hat sich zwar ein Zwischenziel von 25 Prozent gesetzt, doch der Weg dahin bleibt unklar.

Die Handwerker warnen vor Stillstand

Während die Politik über Förderungen und Gesetze streitet, sieht Olaf Zimmermann, Münchens Obermeister der Heizungsinnung, die Folgen aus erster Hand. Hausbesitzer warten ab. Fossile Gaskessel werden weiter eingebaut. Die Unsicherheit lähmt die Energiewende.

Dabei gäbe es bereits Lösungen: Wärmepumpen und Fernwärme sind effizient, nachhaltig und zukunftssicher. Doch wenn Kommunen investieren sollen, brauchen sie Unterstützung – insbesondere für den teuren Ausbau der Geothermie. Die Bohrungen sind teuer, können in Einzelfällen sogar scheitern. Der Bayerische Gemeindetag fordert deshalb einen Bürgschaftsfonds über 500 Millionen Euro, um Investitionen von 20 Milliarden Euro anzuschieben.

Doch das bayerische Wirtschaftsministerium blockt: Eine doppelte Förderung – neben Bundesmitteln – sei rechtlich nicht möglich. Experten widersprechen dieser Einschätzung, doch der Stillstand bleibt.

Heizungsdebatte als Wahlkampfspielball?

Noch größer wird die Unsicherheit durch die politische Debatte um das Heizungsgesetz. Während das Handwerk längst auf den Umstieg vorbereitet war, wollen CSU und CDU das Gesetz im Falle eines Wahlsiegs kippen. Zimmermann kann das nicht nachvollziehen – für ihn ist es ein Rückschritt. Die Politik mache aus der Energiewende ein Wahlkampfthema, anstatt für klare Regeln zu sorgen.

Das Ergebnis? Verunsicherte Hausbesitzer, verschobene Investitionen und eine verschleppte Wärmewende.

Jetzt investieren oder weiter warten?

Bayern hat alle Möglichkeiten, um unabhängiger von Öl und Gas zu werden – doch es fehlt an klaren Entscheidungen. Kommunen brauchen Planungssicherheit, Hausbesitzer verlässliche Förderungen und die Wirtschaft eine Richtung. Stattdessen wird die Zukunft der Wärmeversorgung zum politischen Spielball.

Die Frage ist: Wie lange kann sich Bayern das noch leisten?

Teile diesen Artikel.