Weniger Gassperren – Doch hohe Schulden bleiben ein Problem

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Die Zahl der Gassperren in Deutschland ist 2024 weiter gesunken. Laut Angaben der Wirtschaftsverwaltung wurde im vergangenen Jahr bei 1.130 Haushalten die Gaszufuhr unterbrochen – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 1.398 Sperren im Jahr 2023. Dies ist der niedrigste Wert seit 2014, wie die Linke-Fraktion mitteilte, die diese Daten regelmäßig abfragt.

Neue Regelungen sorgen für weniger Sperren

Ein Grund für den Rückgang liegt in neuen gesetzlichen Regelungen: Seit Juni 2024 sind Gasversorger verpflichtet, ihren Kunden vor einer Sperre ein Angebot zur Ratenzahlung zu machen. Dies hat offenbar dazu beigetragen, dass weniger Haushalte tatsächlich von einer Unterbrechung der Gasversorgung betroffen sind.

Trotzdem bleibt die finanzielle Belastung für viele Verbraucher hoch:

  • 27.811 Sperrandrohungen wurden 2024 ausgesprochen.
  • In den Jahren 2014 bis 2022 lag diese Zahl zwischen 85.000 und 140.000 jährlich – ein drastischer Rückgang.

Hohe Außenstände bei Gasversorgern

Der Rückgang der Gassperren bedeutet jedoch nicht, dass die finanziellen Probleme gelöst sind. Die Außenstände bei den Gasversorgern sind weiterhin hoch. Die offenen Forderungen des Grundversorgers Gasag beliefen sich zum 31. Dezember 2024 auf rund 16 Millionen Euro.

Laut den Daten der Wirtschaftsverwaltung wird ein Sperrprozess ab einem Zahlungsrückstand von 150 Euro eingeleitet. Die durchschnittlichen Schulden der betroffenen Haushalte betrugen zum Zeitpunkt der Terminankündigung einer Sperre rund 1.188 Euro.

Linke fordert Verbot von Energiesperren

Für die Linksfraktion ist die aktuelle Regelung nicht ausreichend. Der energiepolitische Sprecher Sebastian Scheel fordert ein Verbot von Strom- und Gassperren.

„Die Versorgung mit Energie gehört zum Grundbedarf für ein menschenwürdiges Leben. Daher müssen Strom- und Gassperren verboten werden.“

Als Mindestmaßnahme schlägt die Linke eine behördliche Genehmigungspflicht für Energiesperren vor, um sicherzustellen, dass besonders schutzbedürftige Haushalte nicht von der Versorgung abgeschnitten werden.

Härtefallfonds als Unterstützung für Haushalte in Not

Die Wirtschaftsverwaltung verweist hingegen auf den bestehenden Härtefallfonds für Energieschulden, der auch 2025 weitergeführt wird. Dieser Fonds hilft Haushalten, ihre Gas- oder Stromversorgung aufrechtzuerhalten oder eine bereits erfolgte Sperre aufzuheben. Voraussetzung für die Unterstützung ist der Besuch einer Energieschuldenberatung.

Weniger Sperren, aber langfristige Lösungen nötig

Die neuen Regelungen und der Härtefallfonds haben dazu beigetragen, dass deutlich weniger Haushalte von einer Gassperre betroffen waren. Dennoch bleibt das Problem der hohen Energieschulden bestehen. Während die Regierung auf Unterstützung durch den Härtefallfonds setzt, fordert die Linke ein komplettes Verbot von Energiesperren.

Ob und wie die Politik auf die steigenden Schulden und die Forderungen nach strengeren Schutzmaßnahmen reagiert, bleibt abzuwarten. Klar ist: Das Problem ist noch lange nicht gelöst.

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