EnBW schließt Rückkehr zur Atomkraft aus – Union hält Debatte offen

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Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat eine Wiederinbetriebnahme ihrer stillgelegten Atomkraftwerke kategorisch ausgeschlossen. Auch ein Neubau von Kernkraftwerken sei laut dem Konzern weder realistisch noch sinnvoll. Damit erteilt EnBW den Überlegungen der Union, nach einer möglichen Regierungsübernahme die Rückkehr zur Kernkraft zu prüfen, eine klare Absage.

„Rückbau ist irreversibel“ – EnBW sieht Atomkraft als erledigt

Jörg Michels, Kernkraft-Chef von EnBW, machte in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen deutlich, dass die fünf EnBW-Kraftwerke, darunter das 2023 stillgelegte Neckarwestheim II, nicht mehr reaktivierbar seien.

„Der Rückbau-Status unserer fünf Kernkraftwerke ist praktisch gesehen irreversibel. Eine Diskussion über die weitere Nutzung der Kernkraft hat sich für uns vor diesem Hintergrund erledigt.“

Auch das deutsche Atomgesetz stehe einer erneuten Stromproduktion aus Atomkraft klar entgegen, betonte Michels.

Union will Wiedereinstieg prüfen

Trotzdem hält die CDU/CSU die Kernenergie-Debatte weiterhin offen. In einem Energie-Positionspapier fordert die Union, nach einer möglichen Regierungsübernahme nach der Bundestagswahl im Februar 2025 zu prüfen, ob vom Netz genommene Meiler wieder in Betrieb genommen werden könnten.

Hintergrund der Diskussion sind steigende Strompreise, hohe Netzausbaukosten und die anhaltende Debatte um eine verlässliche Grundlastversorgung in Deutschland.

Neubau von Kernkraftwerken laut EnBW unrealistisch

Neben der Reaktivierung sieht EnBW auch den Neubau von Atomkraftwerken als keine sinnvolle Lösung für die Energieprobleme Deutschlands.

„Wir glauben nicht, dass der Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland eine Lösung der Fragen zu heutigen Problemstellungen der Energieversorgung wäre.“

Michels verweist darauf, dass selbst bei optimaler politischer Unterstützung und zügiger Genehmigung ein Neubau mindestens zehn Jahre dauern würde. In der Zwischenzeit müsse Deutschland ohnehin alternative Energiequellen ausbauen.

Die wechselhafte Geschichte des deutschen Atomausstiegs

Deutschland hat eine bewegte Atomkraft-Politik hinter sich:

  • 2002: Die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder beschließt den Atomausstieg.
  • 2009: Die schwarz-gelbe Koalition unter Angela Merkel verlängert die Laufzeiten der AKWs deutlich.
  • 2011: Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima erfolgt die politische Kehrtwende – der Atomausstieg wird beschleunigt.
  • 2023: Die letzten deutschen Atomkraftwerke – darunter Neckarwestheim II (EnBW) – werden endgültig abgeschaltet, nachdem die Ampel-Koalition die Laufzeiten wegen der Energiekrise noch einmal um wenige Monate verlängert hatte.

Atomkraft-Debatte bleibt politisch brisant

Während EnBW die Diskussion um die Kernkraft als erledigt betrachtet, bleibt sie auf politischer Ebene weiterhin ein heißes Thema. CDU und CSU sehen in der Kernenergie weiterhin eine mögliche Option für eine sichere Energieversorgung – doch ob sich eine neue Regierung gegen den klaren Widerstand der Energiebranche durchsetzen könnte, bleibt fraglich.

Klar ist: Die Energiewende wird ohne Kernkraft weitergehen – aber die Diskussion über ihre Zukunft ist längst nicht beendet.

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